Thailänder und Bewegung

2015-11-25 20.18.51webEin Bericht von Rolf Schlegel aus seiner Sicht. Besten Dank.

Also ich kenne Thailänder, die benutzen selbst bei einem Weg von rund 50 Metern das Motorbike. Das Laufen macht ihnen scheinbar überhaupt keinen Spass. Aber beim Tanzen gibt’s kein halten…

Auch am Strand erlebt: Während wir uns von der Sonne bräunen lassen und gerne schwimmen, sieht man Thailänder höchsten am Abend am Beach zum gemeinsamen Essen und Trinken mit Freunden. Und ins Wasser gehen sie grundsätzlich nur angezogen, weil die Sonne ja sonst die Haut dunkel färbt, eine Sache, die in Thailand gemieden wird. Eine dunklere Hausfarbe kennzeichnet nämlich Leute aus dem Isaan. Diese „armen und bemitleidenswerten“ Menschen müssen ja auch den ganzen lieben Tag ihre Felder bestellen, während die vornehme Gesellschaft einer Tätigkeit „unter Dach“ ausübt und sich durch eine möglichst weisse Haut auszeichnet. Und oftmals wird dabei noch ordentlich nachgeholfen, auch wenn die verwendeten Mittel schädlich sind….

Außerdem ist meine Erfahrung, dass sehr viele Thailänder nicht schwimmen können. Etwa aus dem Grund, weil das Schwimmen ebenfalls eine „körperliche Anstrengung“ ist?

Thailand_a148Die meisten Thailänder scheuen also die Fortbewegung aus eigener Kraft, weiß ich aus eigener Erfahrung. Trotzdem verreisen sie sehr gerne. In einen Badeort vielleicht, in dem man sich zeigen möchte und wo man im Wasser plantschen kann (in Ufernähe und in voller Bekleidung natürlich!), aber ebenso gerne fahren sie auch in ihren Heimatort, oder besuchen die Familie und Verwandten. Wenigstens zu wichtigen Dorf-Feierlichkeiten und zu Geburtstagen wollen sie dort anwesend sein. Mehr als 60 Prozent der Bewohner von Bangkonk begehen Sogkran zu Hause.

Andere Länder, wie zum Beispiel Laos, Malaysia, Kambodscha oder Burma kennen nur wenige Thailänder. Und auch nach die Reise nach Europa treten nur wenige an, es sei denn sie gehen mit Ausländen? Freunde berichteten nämlich, dass es in Europa sehr kalt wird und die Geschäfte nicht wie hier durchgehend geöffnet haben. Doch am meisten aber fehlt ihnen der Spass, den es dort viel zu wenig gibt. Und natürlich ist auch die eigene Familie viel zu weit entfernt. Also bitte, warum sollte man diese Reise tun? Aber es gibt auch andere Erfahrungen in meinem Freundes bzw. Bekanntenkreis. Die Frauen, die mit ihren Männern nach Deutschland oder in die Schweiz gingen, fühlen sich inzwischen dort sehr wohl, haben einen Bekanntenkreis und fühlen sich keineswegs einsam.

Und doch ist das Leben in Europa nicht vergleichbar mit dem Leben in Thailand. Denn hier gibt es keine Generations-Konflikte westlicher Länder und selbst Musik, die von Jugendlichen geschätzt wird, lieben in Thailand auch die Eltern und Großeltern. Und ältere Semester, also Oma und Opa, werden in Thailand in beinahe allen Landesteilen immer noch hochgeachtet. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit in den Familien wird von klein auf an vermittelt und ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Politik. Dieses Familienleben ist eine große Bereicherung für mich.

Eine kleine Geschichte muss ich noch loswerden, die ich bei der Abhandlung mit dem Karma vergaß: Thailänder wetten für ihr Leben gerne. Ob Lotterie, Hahnenkämpfe, Fußball oder bei Muay Thai-Boxveranstaltungen – gewettet wird überall. Und ich habe nur wenig Dorffeste kennengelernt, bei dem es nicht irgendeine Wette gab. Meist ist sogar ein kleiner Boxring aufgebaut, in dem Schulkinder gegeneinander antreten. Und der Schiedsrichter oder derjenige, der die Wetten entgegennimmt und die Gewinne auszahlt, ist meistens dann der Lehrer.
Eine andere Geschichte, die mich beeindruckte, möchte ich ebenfalls nicht unerwähnt lassen: Thailänder werfen allzu gerne Abfälle in die Kanäle und damit verstopfen diese. In einem Dorf ließ der Bezirks-Chef deshalb Warnschilder aufstellen, in denen eine Strafe von 10.000 Baht angedroht wird. Fehlanzeige, es hat nichts genützt, also wurden die Schilder ausgewechselt. Die hatten den Text:
„Wer Abfälle in den Kanal wirft, soll mit einem Leben voller Probleme bestraft werden. Wer keine Abfälle in den Kanal wirft, dem wünschen wir ein erfolgreiches Leben!“

Diese Androhung war wirksam. Die gläubigen Thailänder warfen ab sofort keine Abfälle mehr in den Kanal. Die überwiegende Anzahl der Thailänder weiß nämlich genau, das eine schlechte Tat ein negatives Karma zur Folge hat. Deshalb achten viele sehr peinlich darauf, ihr Karma „sauber“ zu halten. Ich denke, diese Einstellung beeinflusst auch die Kriminalitätsrate, obwohl viele junge Leute, die nicht ans Karma eines Menschen glauben, täglich vor allem in von Ausländern frequentierten Gebieten ihr Raubzüge starten…

Bis Bald

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